Warum das Café März "Café März" heißt
"Café März, März wie April", biete ich Gesprächspartnern gerne als Buchstabierhilfe an. Tatsächlich hat der Name aber nichts mit dem Monat März zu tun, er ist dem gleichnamigen Roman von Heinar Kipphardt entliehen.
Der Autor, selbst Psychiater, fand seine wahre Berufung als Dramaturg und Schriftsteller. Mit "März" verarbeitet er Erfahrungen aus der Welt der Psychiatrie.
Alexander März
Die zentrale Figur des Romans, Alexander März, lebt als Langzeitpatient in dem psychiatrischen Großkrankenhaus Lohberg. Die brutalen Behandlungsmethoden und das Desinteresse von Ärzten und Pflegepersonal haben den Patienten März in die innere Immigration getrieben. Er verweigert jede Art von Beziehung und ist "verstummt".
Erst dem jungen Arzt Kofler, der sich intensiv um Alexander März bemüht, gelingt es, den Patienten Stück für Stück aus dieser Isolation zu locken. Alexander März entpuppt sich als ein hoch intelligenter Mensch. In Briefen, Gesprächen oder scheinbar hingeworfenen Bemerkungen erstaunt er nicht nur seinen Arzt Kofler. Auch als Leser stolpert man plötzlich über Dinge, die gemeinhin für "normal" gehalten werden.
März stellt nicht nur die Psychiatrie als Totale Institution in Frage, er thematisiert auch gesellschaftliche Mechanismen, die immer wieder sensible und dünnhäutige Menschen verzweifeln lassen und buchstäblich in den Wahnsinn treiben.
Das Buch ist 1976 erschienen, die Thematik ist aber gerade in Zeiten ökonomischer Verknappung, die immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft drängt, sehr aktuell. Ein Appell, die Schwachen nicht auszugrenzen und die Menschlichkeit allem Handeln voran zu stellen.
Café März
Der Name wurde mit Bedacht gewählt. Alle freiwilligen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen geben sich größte Mühe, im Café eine Atmosphäre zu schaffen, die zumindest diesen Ort zu einem schönen Refugium für benachteiligte Menschen macht. Alexander März hätte sicherlich öfter vorbei geschaut.
Sylvia Shlomoviz, Café März (Koordination der Freiwilligenarbeit)
Den Roman lesen!
Falls Sie jetzt Lust bekommen haben, diesen Roman selbst zu lesen (was wir unbedingt empfehlen möchten!): Heinar Kipphardt: März, Roman und Materialien, ist erschienen als rororo Taschenbuch und zum Preis von 7,50 Euro zu haben.
